...ein Bericht von Frank-Marc Siebert
Nahezu alle noch betriebsfähigen AFB-Rundnasen der SNCB sind von der Staatsbahn im Jahr 2002 an das Tochterunternehmen TUC-Rail abgegeben worden. Seitdem werden sie im Bauzugdienst insbesondere auf den belgischen Neubaustrecken eingesetzt. Leider wurden alle noch im Betrieb befindlichen Rundnasen in den 70er und 80er-Jahren mit neuen Führerständen, den sogenannten "Cabine Flottante" (schwebende Kabinen) ausgerüstet. Das tat ihrer Optik nicht gut, führte aber zu besseren Arbeitsbedingungen für die Lokführer.
Der charaktaristische Sound der Loks blieb jedoch erhalten, so dass die Einsatzorte auch heute noch eine Reise wert sind!
Als im Jahr 2005 an der Neubaustrecke Antwerpen-Rotterdam gearbeitet wurde, kamen auf belgischer Seite etliche TUC-Rail-Loks zum Einsatz. Für die Einsätze wurde in Antwerpen in der Nähe zum SNCB-Betriebswerk ein eigenes TUC-Rail-Depot errichtet. Von dort wurden insbesondere Schotter- und Schwellenzüge auf die Neubaustrecke geschickt, die wegen der starken Steigung auf dem kurzen Stück zur NBS vorne mit zwei und hinten mit einer Rundnase bespannt wurden!
Wir trafen am 27.5.2005 vormittags an der Strecke ein und sahen sofort hinter der Grenze Niederlande-Belgien zwei solche Züge, die in einigem Abstand hintereinander auf dem gleichen Gleis am Arbeiten waren.
Wir erreichten zunächst den südlicheren Zug zu Fuß, weil dort keine Schallschutzwände standen. Am hinteren Ende hing die
Das östliche Gleis lag zu dem Zeitpunkt noch nicht, das westliche hingegen lag schon fast bis zur holländischen Grenze. Wegen der Schallschutzwände liefen wir am Gleis gleich weiter zum nächsten Zug, der in Sichtweite stand. Der Zug war hinten mit der 5407 bespannt. Dieser Zug brachte den Schotter auf den Oberbau des östlichen Gleises auf. Man erkennt das Laufband und die Planiermaschine. Das Gleis, auf dem der Zug steht, liegt ohne Schotter auf dem Oberbau!
In einer Schotterpause sind am Zug vorbei nach vorn gelaufen. Am vorderen Ende des Zuges hingen 5308 als Vorspann- und 5309 als Zuglok. Im Gegensatz zum Gleisschottern muss in diesem Fall der Schotter der einzelnen Wagen innerhalb des Zuges bis hin zum Laufband transportiert werden.
Die 5308 ist übrigens am 12.10.2006 bei einem Unfall so stark beschädigt worden, dass sie anschliessend ausgemustert wurde (siehe NEWS)!
Von dort fuhren wir weiter nach Antwerpen zum TUC Rail Depot. Wir haben uns bei der Depotleitung gemeldet und gefragt, ob wir auf dem Gelände fotografieren dürfen. Das wurde uns zu unserer überraschung erlaubt und wir bekamen gelbe Warnwesten, die wir tragen sollten. Also liefen wir los. Auf dem Gelände gab es sechs Rundnasen (5201, 5211, 5212, 5216, 5302) sowie die 6244.
Die stand leider in vollem Gegenlicht.
Danach rangierte 5302 an uns vorbei, die einen Zug aus offenen Güterwagen zur Erdverladung zu bringen hatte.
Dort wurden die Waggons dann, mit Brückenkränen im Hintergrund, von einem Bagger mit Erde beladen.
Im Depot stand ein weiterer Schotterzug mit drei Loks abgestellt: 5301 hing an einem Ende, am anderen 5216 und 5212.
Daneben standen noch 5201 und 5211 im schönsten Sonnenlicht ohne Zug abgestellt.
Zum Abschluss haben wir trotz aller Sprachschwierigkeiten nachgefragt, ob in der Nähe weitere Züge im Einsatz sind, die wir vielleicht übersehen haben. Die Kollegen haben uns dann sofort einen Begleiter angeboten, der uns zu den Zügen auf der NBS bringen sollte. Leider wurde uns schnell klar, dass es die Züge waren, die wir bereits gesehen haben und wir lehnten das Angebot dankend ab. Dann bekamen wir noch den Tip an die Strecke Brüssel-Leuven zu fahren, wo auch noch TUC-Rail-Loks im Einsatz sein sollen.
Jedenfalls sind die TUC Rail-Leute sehr nett und hilfsbereit. Fragen lohnt sich also!
Von Antwerpen gings dann nach Kortenberg. Dort erwischten wir gerade noch einen Schotterzug, der kurze Zeit später nach Leuven ausfuhr. Bespannt war der Zug mit drei Lokomotiven: hinten 5307 und 5306, vorn mit 6331 als Zuglok.
Die 6331 fuhr unmittelbar nach diesem Foto ab. Grund für die Arbeiten ist der Ausbau der Strecke zwischen Leuven und Brüssel für die ICE- und Thalis-Züge, die zwischen Brüssel und Köln diesen Weg nehmen.
Wir fuhren dem Zug dann hinterher und trafen in Leuven abgestellt wieder. Nun konnten wir auch die 6331 ganz in Ruhe auf Platte bannen.
Daneben standen noch weitere Dieselloksarbeitslos herum. Außer auf die Loks unseres Zuges trafen wir dort noch auf 5403,5320 und 6227.
Auf dem Rückweg fuhren wir dann noch in Montzen vorbei um den 55ern die Ehre zu erweisen.
In schönstem Abendlicht mußten wir zunächst doch relativ lange warten und dann kamen gleich mehrere Züge mit unterschiedlichsten Bespannungen vorbei.
Eine Doppeltraktion 55er in gelb-grüner-Lackierung mit einem gemischten Güterzug passierte das Viadukt von Moresnet bei tiefstehender Sonne.
In Sachen Rundnasen ging es dann erst wieder im September 2006 nach Belgien. Es wurde nämlich fleissig an der Neubaustrecke Aachen-Liège (Lüttich) gearbeitet, und zwar mit Rundnasen!
Siehe Bericht Liège-Aachen!