Ein Bericht von Armand Schmit.
Vom 14. Juli 2014 bis 03. August 2014 war die Haupttransitstrecke in Dänemark zwischen Padborg und Lunderskov wegen Bauarbeiten zischen Vojens und Vamdrup gesperrt.
Wegen einer fehlenden Nord/Ostverbindung, mussten die Güterzüge grossräumig umgeleitet werden.
Auf deutscher Seite furen die Güterzüge via Marschbahn nach Niebüll, weiter nach Dänemark über Tønder, Esbjerg bis Fredericia, wo dann wieder auf E-Traktion umgespannt wurde.
Zwischen Maschen/Itzehoe und Esbjerg kamen deutsche Dieselloks der Reihen 232 und 233 zum Einsatz, ab Esbjerg dann dänische NOHAB Dieselloks der Reihe MZ.
Es war das erste mal dass Dieselloks der Reihen 232 und 233 bis weit nach Dänemark zum Einsatz kamen.
Angereist war ich am Samstag den 19.07.2014 per Bahn nach Niebüll. Die über 800 Km lange Fahrt verlief nach Plan, Niebüll wurde pünktlich gegen 17 Uhr erreicht. Je weiter man nach Norden kam, desto mehr Fotografen standen entlang der Strecke, in Lindholm kurz vor Niebüll zählte ich 19 Stück an einer Stelle.
In Niebüll wurde der Mietwagen entgegen genommen. Toll, einsteigen, wohlfühlen, losfahren... wie zu Hause, ein deutscher GM zur NOHAB GM Tour.
Schnell nach Tønder, klick klick, die beiden ersten Ludmillas waren im Kasten, doch dann war da der fiese Stein, bum, pffff... hoffentlich nicht beide Vorderreifen....
Mit dem Notrad vorne rechts war der Samstag dann gelaufen.
Wegen fehlendem Ersatzrad wurde der GM am Sonntagmorgen gegen 4 Ringe aus Ingolstad getauscht.
Erste Station am Sonntag war Padborg, wo MY 1122 beim zusammenrangieren eines Containerzuges gesichtet wurde.
In der Hoffnung einen Bauzug mit Rundnase zu erwischen ging es weiter Richtung Norden, soweit wie möglich an der Strecke entlang, doch leider konnte kein Bauzug gesichtet werden.
Weiter nach Fredericia, von wo aus die Dieselloks eingesetzt wurden.
Viel war nicht los, am Bahnsteigende standen CFL Cargo 1807, MjbaD MY28 und CFL Cargo MX 1023 kalt abgestellt. MZ 1456 wartete mit laufendem Motor auf den nächsten Einsatz.
Fredericia war am Nachmittag nicht ideal zum fotografieren der Güterzüge, so ging es zurück nach Kolding.
Da nun 2 Stunden kein Güterzug kommen sollte ging es zurück nach Fredericia.
Der letzte Güterzug mit MZ bei Tageslicht konnte dann wieder in Kolding fotografiert werden.
Der Montagmorgen begann mit einer kleinen Enttäuschung, so war an der Bedienung von Kolding nicht wie erhofft eine NOHAB dran, sondern eine EG E-Lok.
Für den ersten Güterzug nach Esbjerg stellte ich mich in Nr.Bjert an die Strassenbrücke über die Eisenbahn. Es dauerte eine Weile bis der erste Zug, ein IC4 Triebwagen Richtung Fredericia vorbei kam.
Einige Autos furen vorbei, Leute die zur Arbeit oder zum Einkaufen fuhren. Auch zwei ungarische Autos, die einer den anderen abschleppten kamen vorbei.
Wenig später wurde die Idyle durch ein Polizeiauto mit Blaulicht und Sirene unterbrochen.
Wohin die wohl an diesem frühen Montagmorgen so dringend mussten? Der Wagen bog nach Nr.Bjert ins Zentum ab. Banküberfall? Familienstreit? oder die beiden Ungarn?
Kurze Zeit später kam der Wagen zurück, und blieb auf meiner Höhe stehen. Ein Polizist und eine Polizistin stiegen aus und fragten etwas was ich nicht verstand.
"Sorry, do you speak english" fragte ich. Der sehr junge Polizist frage was ich dort machen würde. Nachdem ich erklärt hatte dass ich Züge fotografieren wollte, wurden meine Personalien aufgenommen. Der Polizist erklärte mir dass Passanten einen Selbstmörder auf einer Brücke gemeldet hatten.
Die beiden verabschiedeten sich freundlich und wünschten viel Erfolg.
Nach fast einer Stunde warten kam dann endlich MZ 1457.
Da ich keinen weiteren Polizeieinsatz auslösen wollte, ging es zurück nach Fredericia.
Am Nachmittag stand die Erkundung der Strecke zwischen Vamdrup und Bramming auf dem Plan. Richtig gute Fotomöglichkeiten konnte ich keine finden.
Die nächsten Güterzüge wurden in Bramming fotografiert, wo die Strecke von Tønder in die Hauptstrecke Vamdrup-Esbjerg einfädelt.
Der letzte Westfahrer bei Tageslicht wurde in Kolding abgepasst.
Der Dienstag begann wieder in Fredericia, wo am Bahnsteigende weiterhin 1807, MY 28 und MX 1023 standen. über Nacht hatte sich noch CFL Cargo MY 1146 dazu gesellt.
Nach etwa 20 Minuten kam ein Lokführer und begann MY 1146 und MX 1023 zu rangieren.
MY 1146 wurde wieder ins Stumpfgleis abgestellt, MX 1023 fuhr solo nach Kopenhagen. Was er dort machen würde, verriet mir der Lokführer leider nicht. Da es Dienstag war, dachte ich dass er die Lok für den Güterzug Frederiksværk -Høje Taastrup am Abend dorthin bringen würde. Einige Tage später sah ich ein Bild im Netz, wo MX 1023 an dem Tag die ausrangierten MZ 1451 und MZ 1460 von Kopenhagen nach Taulov gebracht hatte.
Kurz nach Ausfahrt von MX 1023 kam MX 1029 mit einem Kesselwagen aus Nyborg zurück. Da ich mich auf dem falschen Bahnsteig befand, konnte kein Foto gemacht werden.
Den Nachmittag verbrachte ich wieder am Kolding Fjord.
Die überraschung des Tages war die ebenfalls von DB angemietete MZ 1439 die auf einmal in den MZ4 Plänen mitlief. Da hatte wohl eine MZ4 kapituliert?
Für den nächsten Zug stand das Licht in Kolding schlecht, so dass ich nach Taulov fuhr. Kaum angekommen, fuhr MZ 1459 mit ihrem Zug in den Bahnhof ein.
Da der Güterzug den IC nach Esbjerg noch vorbei lassen musste, reichte die Zeit nach Nr.Bjert zu fahren.
Am Abend konnten in Fredericia die abgestellten Rundnasen noch einmal fotografiert werden.
Am Mittwoch stand die Sonderfahrt von DSB Museum mit MY 1135 zwischen Randers und Viborg auf meinem Programm.
Unterwegs nach Randers kam von Ulf die Nachricht dass MY 1146 mit der Bedienung nach Kolding unterwegs war. Ich hatte sie in Kolding gesehen, wegen dem Sonnenstand aber nicht fortografiert.
Von Langå bis Viborg boten sich wegen dem Sonnenstand kaum Möglichkeiten weitere Bilder zu machen. Dennoch gelangen 2 weitere Aufnahmen.
In Viborg war Mittagspause. Nachdem ein Arriva Lint Triebwagen durch war, wurde MY 1135 für die Rückfahrt umgesetzt.
Für die Rückfahrt fand ich kurz vor Rødkærsbro an einem Bahnübergang eine gute Fotomöglichkeit. Abseits der Hauptstrasse, in einem Feldweg, wartete ich an diesem für Dänemark mit über 30°C sehr warmen Tag im Schatten einer grossen Buche an gesagtem Bahnübergang.
Kaum angehalten, tauchte ein Einheimischer mit seinem alten Citroen auf und fuhr mehrere Male an mir vorbei. Mit seinem Handy fotografierte er ausgiebig mein Auto und das Nummernschild.
Wahrscheinlich vermutete er einen Anschlag meinerseits auf die Bahnanlagen in dieser ruhigen Idylle, oder hatte er Angst um die Juwelen der Königin die demnächst hier per Zug durchkamen?
Da er eine gewisse ähnlichkeit mit Ove Sprogøe, dem Bandenchef Egon Olsen aus dem Film "Die Olsenbande stellt die Weichen" hatte, fühlte ich mich in einen Film der Olsen Bande versetzt.
Der Zug mit MY 1135 kam und ich machte mein Foto.
Als der Zug vorbei war, hielt ein alter Volvo hinter meinem Wagen, der mich an der Weiterfahrt hindern wollte. Ein Kumpel von "Egon"? Ich stieg ein um loszufahren. Von vorne kam "Egon" mit seinem Citroen, doch ich konnte losfahren ohne dass er mich gerammt hat. Der Volvo verfolgte mich noch eine Weile. Als ich an der Hauptstrasse wo ich nicht alleine war, zur Seite fuhr um zu fragen ob es ein Problem gäbe, fuhr er schnell davon.
Mir scheint die Leute werden immer verrückter durch die Nachrichten in der Sensationspresse. Ein harmloser Eisenbahnfotograf in "freier Wildbahn" wird sofort zum Selbstmörder oder Terroristen.
Im Nachhinein stimmt diese Situation mich nachdenklich, was passiert wenn so ein selbsternannter Hilfssherif in verlassener Gegend auf einmal die Jagdflinte aus dem Kofferraum nimmt, und man sich wegen Sprachbarrieren nicht erklären kann?
Den Rest des Nachmittags verbrachte ich in Tjæreborg.
MZ 1439 hatte die Nacht in Esbjerg verbracht. Sie bespannte um 6 Uhr in der Früh den ersten Zug bei Tageslicht Richtung Fredericia.
Bramming hat den Vorteil dass die umgeleiteten Güterzüge 2 mal durch mussten, erst nach Esbjerg wo der Lokwechsel stattfand, dann zurück Richtung Fredericia oder Tønder.
Zwischen Bramming und Esbjerg gibt es ein paar Strassenbrücken, die einen guten Blick auf die Strecke ermöglichen.
Die Rückfahrt nach Hause erfolgte wieder ab Niebüll per Bahn. Um wenigst möglich umsteigen zu müssen, wählte ich IC 2311. Nach dem Lokwechsel in Itzehoe kam die Durchsage "...muss unser Zug ausserplanmässig Hamburg-Altona anlaufen um einen Lokwechsel zu machen"!
Sch... das wars dann mit dem Sitzplatz im mit Urlaubern überfüllten IC. Nachdem die Fahrgäste Richtung Frankfurt, Berlin usw in Altona auf andere Züge gewechselt waren, sollte die Weiterfahrt mit IC 2311 in 20 Minuten erfolgen. Nach einiger Zeit kam die Durchsage dass der Zug wegen Lokmangel nicht weiterfahren würde. Die Reisenden sollten per S Bahn zum Hauptbahnhof fahren um mit IC 2229 weiter nach Süden zu fahren.
Etwa 500 Leute begaben sich zur S Bahn um dann im Hauptbahnhof den bereits überfüllten IC 2229 zu stürmen. Bis Münster war dann stehen auf engstem Raum angesagt. Erleichtert wechselte ich dort auf IC 130 der mich nach Hause brachte.
In Düsseldorf erfuhr ich von einem Bekannten der auch im IC 2229 war dass dieser ausserplanmässig wegen Lokschaden in Düsseldorf endete! Vielleicht sollte man die tollen E Loks der Reihe 101 durch zuverlässige NOHAB Dieselloks ersetzen?
Schlussfolgernd kann ich sagen, eine erfolgreiche Woche, mit täglich 15-16 Stunden Sonnenschein, bei Temperaturen um die 30°C.
Rundnaseneinsätze gab es in der KW 30 sehr wenige, leider ist mir keine Streckenaufnahme von einem Güterzug gelungen, doch die unzähligen MZ Sonnenbilder und Streckenaufnahmen entschädigen dafür.
Die interessantesten Diesellokeinsätze gab es in der KW 32, als die Strecke Lunderskov-Padborg wieder befahrbar war. Da die Oberleitung noch abgeschaltet war, mussten alle Güterzüge mit Dieselvorspann zwischen Fredericia und Padborg fahren.
Einige private Güterzüge wurden in dem Zeitraum mit Rundnasen vorgespannt, Hectorrail holte sogar TMZ 1419 aus Schweden um seine Züge zu fahren.
Mitte Juli bis Anfang August 2015 soll die gleiche Aktion noch einmal stattfinden.
Vielleicht sieht man sich dann wieder dort oben!